Liebe Schwestern und Brüder,
Wege
„Wege entstehen dadurch, dass man sie geht!“. Dieser Satz stand auf der Dankeskarte einer Frau, die ich nach einem tragischen Unfalltod ihres Mannes begleitet habe. Diese Frau stand mit gerade einmal 60 Jahren abrupt vor einem Lebensbruch und einem völlig neuen Anfang. Alles was bisher gewohnt, vertraut und lieb war, wurde bei ihr schlagartig und wie aus dem Nichts über den Haufen geworfen. Was nun? Was tun?
Genau wie dieser Frau geht es uns im Leben immer wieder, wenngleich auch bei meist deutlich weniger tragischen Umständen und Vorfällen. Man steht dann einfach da und weiß nicht wohin man gehen soll, was man tun soll, was richtig ist, ja was ich überhaupt will. Zwar gibt es oft viele gut gemeinte Ratschläge, aber welcher ist richtig, welcher passt wirklich zu mir?
„Wege entstehen dadurch, dass man sie geht!“ Ich denke, dass es wichtig ist nicht nur in so einem tragischen Fall einfach los zu gehen und nach dem Bauchgefühl zu handeln im Vertrauen darauf, dass Gott mir schon irgendwie einen oder besser: meinen Weg zeigt. Vielleicht sind das ja Wege, die ich mir nie zugetraut hätte, oder Wege, die überhaupt noch nie jemand gegangen ist. Warum also nicht gehen, nicht wagen? Oft bleibt mir ja einfach nichts anderes übrig, aber auch wenn ich die Wahl habe, dann sollte ich meinen eigenen, stimmigen Weg suchen, auch wenn er nicht von Vornherein klar ist, oder ich dann nach einiger Zeit doch einen anderen Weg suchen muss, weil ich mich vertan habe.
Meinen ureigenen Weg zu finden ist eine Lebensaufgabe, die ich nur dann gut bewältigen kann, wenn ich darauf vertraue, dass ich für mich selbst auch eine Verantwortung habe, dass ich begleitet werde und nicht alleine bin. Gott ist so ein Lebensweg-Begleiter, der schon so vielen Menschen neue, ja „unmögliche“ Wege gezeigt hat. Wege, die mich mehr und mehr zu mir selbst und meiner Bestimmung führen können, die mich zufriedener und glücklicher machen. Auf geht´s, wagen wir den ersten Schritt!
Ihr Winfried Langlouis